Parkwerk - lokale Reisen ins Blaue
Jeanne van Heeswijk, Britt Jürgensen und Marcel van der Meijs
Wie können wir zu Koproduzent*innen der Räume werden, in denen wir leben und arbeiten? Wie können wir gemeinsam unsere Hoffnungen für diese Räume verhandeln und manifestieren? Und wie können wir an lokalen Veränderungsprozessen nicht nur teilnehmen, sondern auch von ihnen profitieren? Dies sind zentrale Fragen der Künstlerin Jeanne van Heeswijk, deren Arbeiten Kontexte für Interaktionen in der Stadtgesellschaft erschaffen. Im Rahmen der von MAP Markus Ambach Projekte kuratierten Kunstpositionen unter dem Titel „Choreografie einer Landschaft“ für den Bergpark in Dinslaken-Lohberg arbeiteten Jeanne van Heeswijk, Britt Jürgensen und Marcel van der Meijs an dem Projekt PARKWERK.
Schauen Sie vorbei – Parkwerk hat viel zu bieten
Das Projekt „Parkwerk – lokale Reisen ins Blaue“ erobert sich den Raum des Parks und der angrenzenden Gartenstadt Schritt für Schritt. Am Wasserturm starten in den Sommermonaten Stadtteilrundgänge mit besonderer Dramaturgie. Die Stadtteilführer*innen, echte Originale aus Lohberg, erzählen amüsante und nachdenklich stimmende Geschichten aus Historie und Gegenwart ihrer Heimat. Daneben gibt es Flohmärkte, ein Catering-Projekt der Lohberger Frauen oder die Webserie "Das Wunder von Lohberg", bei der teils real, teils fiktiv das Leben in Lohberg präsentiert wird.
Der künstlerische Prozess
Die Künstlergruppe um Jeanne van Heeswijk arbeitet gemeinsam mit Anwohnern – zum großen Teil mit Jugendlichen und jungen Erwachsene unterschiedlicher nationaler Herkunft – daran, sich den Park zu eigen zu machen und die Weiterentwicklung und Nutzung dieses Raumes zu produzieren. Sie treffen sich regelmäßig zu Workshops und Veranstaltungen, entwickeln tragfähige Konzepte für Angebote und Dienstleistungen im Park, die ihnen in Zukunft als Einkommensquelle dienen können, und haben gemeinsam mit einer internationalen Studentengruppe Design- und Bauprozesse angestoßen.
Pläne für den Wasserturm
Der Wasserturm soll nach Wunsch der Künstlergruppe zum Café mit Besucher-Infopoint umgebaut werden. Eine Sonnenterrasse, die auch als Bühne für Veranstaltungen dienen kann, ist zum Weiher ausgerichtet. Ein verglaster Kubus, der Richtung Bergarbeitersiedlung Lohberg weist, bildet den Loungebereich des Cafés. So eröffnen sich den Besuchern Perspektiven auf Altes und Neues. Umbau und Betrieb des Wasserturms haben bereits sehr konkrete Formen angenommen. PARKWERK formiert sich aktuell zum eingetragenen Verein, um später einen mit Bürgerbeteiligung geführten Betrieb zu etablieren. Die Umbauplanung für den Wasserturm mit allen Genehmigungsanträgen läuft auf Hochtouren und wird aktiv von der Stadt Dinslaken unterstützt.
Gästeführer in Ausbildung
Ebenfalls unter dem Dach von PARKWERK läuft aktuell eine Reihe von Workshops, in der Lohberger zu Stadtteilführern ausgebildet werden. Die Schulungen leitet Gästeführerin und Stadtplanerin Anja Sommer gemeinsam mit der Theater-Künstlerin Britt Jürgensen. Recherche, Skripterstellung, Mimik und Gestik werden geschult. Die zukünftigen Gästeführer lernen, wie sie ihren Stadtteil spannend, persönlich und auch humorvoll vorstellen können.
Visionen spiegeln die Zukunft
Die PARKWERKer haben unter anderem auch Studenten unterschiedlichster Nationen in ihren Stadtteil eingeladen, eine Führung durch den Ort und durch den Bergpark gemacht und unzählige Fragen zur Historie des Orts, zur Ästhetik des Parks und zu ihren persönlichen Zukunftsvorstellungen beantwortet. In der Auseinandersetzung mit den Gästen wurde der Blick auf die eigene Heimat geschärft. Es entstanden Konzepte, deren spätere Umsetzung durchaus denkbar ist.
Die öffentliche Toilette: nützlich und informativ
Das Konzept der Masterstudenten Thomas Nathan und Yi-Fei Chen ist nützlich und informativ zugleich. Geschwärztes Holz soll die Außenhülle bilden – in Erinnerung an die Kohle, die hier früher zutage gefördert wurde. Durch das Dach der Toilette fällt Tageslicht ein. Das Innere der Toilette ist mit Typografien gestaltet – sie erzählen Geschichten aus dem Bergmannsleben.
Smoke on the water
Auf dem Lohberger Weiher wünschen sich die PARKWERKer eine schwimmende Terrasse. Die PARKWERKer erklärten „Da kann man entspannen, eine kleine Feier machen oder Shisha rauchen.“ Letzteres gab dem Projekt seinen Namen: „Smoke on the Water“. Die Chill-out-Terrasse ziert ein großer Schirm. Dessen strahlend weiße Kuppe – kunstvoll durchbrochen mit orientalisch anmutenden Mustern – eröffnet ein fantasievolles Licht-und-Schattenspiel. Den Design-Entwurf lieferten die Masterstudenten Deborah Janssens, Jose Henrique Guedes und Francois Bonnot.
Mountainbike Trail
Zudem hat die Gruppe für das hügelige Gelände oberhalb des Bergparks einen „Abenteuer Trail“ entwickelt. Rund um das Kaiserbecken auf der Halde plant sie einen Mountainbike-Parcours – Fahrradverleih und Reparaturservice inklusive. Die Stationen des Parcours greifen historische Begriffe aus der früheren Bergbaunutzung auf. „Krumme Lanke“ hieß früher eine Strecke unter Tage, als „Klingonen“ und „Ferengies“ bezeichneten sich die Belegschaften der Zeche Lohberg und des Verbundbergwerks Osterfeld – jetzt markieren die Begriffe als Kunst-Wort-Werke wichtige Punkte des Trails. Die Masterstudenten Gali Blay und Pamela Rama erarbeiteten dieses Projekt mit PARKWERK.
Bergpark’s Grillmeister
Bergpark’s Grillmeister – ein Konzept von Carla Garcia Rangel und Eun Young Lee – ist eine Profi-Grill-Ausstattung im edlen Design, die Parkbesucher an einem Buchungskiosk ordern können.
Der Grillmeister macht den Grillabend im Park perfekt. Weiterer Plan: PARKWERK bildet Menschen aus, die mit dem exklusiven Grill-Equipment Märkte in der Umgebung besuchen, Spezialitäten verkaufen und Werbung für den Besuch des Bergparks machen.
From Mine work to Honey work
Die Masterstudenten Lieke Frielink und Karolina Ferenc haben die Café-Idee am Wassertum bereits weiter gesponnen. Bienenstöcke auf dem Dach des Wasserturms, ein Periskop zum Beobachten der Bienen und der Umgebung als Attraktion für Besucher sowie eine Manufaktur für Honig- und Bienenwachsprodukte wie Seifen und Kerzen könnten den PARWERKern Arbeit und Lohn bringen.