17.06.2014

Glück auf, Tetrapacks und Taschenlampenforschung

Bei der „Pott Rad Tour“ machten Schüler*innen aus drei Bundesländern am Pfingstmontag Station im KQL und erfuhren viel über die Zeche, Umweltschutz und Kunst.

Die bergmännische Begrüßung durch den ehemaligen Steiger Peter Griesbeck fanden die 20 Acht- und Neuntklässler originell und löcherten ihn mit Fragen darüber, wie es denn unter Tage so zugeht. Erhitzt und angestrengt von ihrer täglichen Fahrradetappe konnten sie sich ansatzweise vorstellen, wie es ist, bei 28 Grad, Enge und Lärm zu arbeiten. Den Kontrast bot ihnen Walburga Schild-Griesbeck, die den Jugendlichen in ihrem Atelier erklärte, wie in aufwendigem Prozess ihre Bilder mit bis zu 70 Farbschichten entstehen.


Eine Woche sind die Schüler*innen mit vier 4 Teach First Deutschland Fellows (siehe Info) und einer mobilen Küche von Bike for Peace als Begleitfahrzeug im Ruhrgebiet unterwegs, um das Revier zu erkunden. In Theorie und Praxis erleben sie nachhaltige Stationen zu Ernährung, Energie und Umwelt, wie das Kreativ.Quartier Lohberg. Hier können sie gedankenloses Konsumverhalten überdenken und ausprobieren, wie aus Altem, scheinbar Wertlosem, Neues entstehen kann: im großen Maßstab auf dem ehemaligen Zechengelände und in kleinem Maßstab bei Upcycling-Künstler Thomas Zigahn. Ihre Feinmotorik schulten die Jugendlichen, indem sie unter Anleitung des Pädagogen Portemonnaies aus Tetrapacks anfertigten. Wer kräftiger zupacken wollte, stellte aus alten Paletten Tische her.


„Das ist eine tolle Aktion“, findet Standortmanagerin Svenja Noltemeyer. Sie führte die Gäste über die Baustelle und zeigte ihnen die Zeche im Pförtnerhäuschen im Modell. „Die Schülerinnen und Schüler waren manchmal erst ein bisschen erschöpft, aber dann schnell Feuer und Flamme. Auf der Baustelle haben sie ein tiefes Loch im Boden ausgiebig mit der Taschenlampe erkundet.“ Praktische Fragen standen im Vordergrund: Was passieren unter Tage für Unfälle? Wieso sind Gemälde „so teuer“? (unter anderem wegen der vielen Farbschichten und des ausgiebigen Schaffensprozesses) Kann man von Kunst leben? (Ja, aber das ist nicht einfach.) Warum kostet eine Upcycling-Tasche über 50 Euro? (weil es ein Unikat in Handarbeit ist).


Außerdem standen, unter anderem bei Mittags-Büfett und beim Grillen, Begegnungen mit dem Kinderschutzbund, der Lohberger SOS-Gruppe und Lohberger Jugendlichen auf dem Programm. In der Schule am Markplatz bezogen die Schüler*innen ihr Nachtlager und sangen abends lange am Lagerfeuer mit den Lohebrger Jugendlichen aus der SOS-Gruppe. „Auch bei diesem Projekt sind Kreativ.Quartier und Stadtteil weiter zusammen gewachsen“, freut sich Svenja Noltemeyer. Mit vielen neuen Eindrücken traten die Gäste schließlich ihre nächste Etappe nach Gelsenkirchen an. Am Freitag, 13. Juni, haben sie es am Zielort Dortmund geschafft und erlebt, wie spannend so eine Tour durch das Revier ist. Und was sich aus „altem Zeug“ Tolles schaffen lässt, wenn man Ideen hat und aktiv ist. Vielleicht probieren sie ja auch mal die Sojamilch, aus deren Verpackung Thomas Zigahn neue Gegenstände formt, und basteln sich selber was daraus.


Text: Gudrun Heyder


Info
Das von den vier Teach First Deutschland Fellows Manuela Paul, Anika Kaan, Margarete Rocholl und Nadja Wallraff organisiere Abenteuer hat das Ziel, Schüler*innen den Zusammenhang zwischen Klimabelastungen und ihrem eigenen Verhalten zu verdeutlichen und ein motivierendes Erfolgserlebnis in ihrem Leben zu schaffen. Während der Tour erFahren sie alltagsrelevante Ideen, um sich in Zukunft verantwortungsvoller fortbewegen, essen und einkaufen zu können. Getragen wird das Projekt vom Verein ProFellow-Verein für Bildungsprojekte e.V., der das Projekt mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und der HIT Stiftung finanziert. Teach First Deutschland schafft bessere Bildungschancen von benachteiligten Kindern und Jugendlichen, indem sich zusätzliche kompetente Fachkräfte (Fellows) für zwei Jahre in Vollzeit an Schulen in herausforderndem Umfed einsetzen. Dise Fellows werden im Unterricht und außerunterrichtlich tätig.