12.03.2015

Vereinte Frauenpower in starken Farben, Klängen und Worten

Kordula Völker im Atelier Freiart
Kordula Völker

Ganz im Zeichen des Internationalen Frauentages stand das erste OPEN HOUSE 2015 im Kreativ.Quartier Lohberg. In ihren Ateliers präsentierten die KünstlerInnen Malerei, Fotos, Performance, Gesang und Erzählungen. Auch in zwei Cafés führten sie viele angeregte Gespräche mit den Besuchern.


Schon etwa 30 open houses gab es in den Vorjahren, und erstmals im Jahr 2015 öffneten die KQL-Kreativen wieder ihre Türen für die Öffentlichkeit. Vormittags lief es bei bestem Wetter etwas schleppend an, ab mittags füllten sich die Räume immer mehr.


Kordula Völker stimmte im Atelier freiart auf den Internationalen Frauentag ein. Die vielseitige Kabarettistin und Liedermacherin griff zur Gitarre und sang freche und kämpferische Lieder aus der Frauenbewegung, gefolgt von gefühlvollen eigenen Songs. Ihre Kernaussage, passend zum Anlass: Mach in Deinem Leben, was Dich glücklich macht, lass‘ Dich nicht (von Männern) beirren und genieße.


Walburga Schild-Griesbeck hatte die Wort-Künstlerin in ihr Atelier eingeladen. Sie selbst präsentierte ihre Bilder in kräftigen Rottönen und stellte „Frauenpower in B(w)ild und Ton“ vor. Erneut zeigte sich, dass die open houses gute Gelegenheiten bieten, Kunstinteressierte persönlich mit dem künstlerischen Schaffensprozess vertraut zu machen. Schild-Griesbeck erläuterte, dass sie nicht spontan drauflos malt, sondern ihre Gemälde nach einem ausgeklügelten Konzept entstehen.


Ulrike Int-Veen präsentierte in ihrem MAGENTA-Studio für Malerei die Ausstellung „Lila- eine bewegte Farbe“ mit ungegenständlichen Gemälden in der Farbe der Frauenbewegung, variiert mit anderen Farbtönen. Ihre Werke strahlen Dynamik und Leichtigkeit aus und versetzten in Frühlingslaune. Malerin und Bildhauerin Doris Kook legte den Fokus statt auf Kunst auf Frauenprojekte. Sie informierte über das Frauenhaus Dinslaken, das in den 1980-er Jahren gegründete Frauenbildungshaus Zülpich und die international aktive Kölner Frauenhilfsorganisation medica mondiale. Über deren verdienstvolle Arbeit war auch ein beeindruckender Film zu sehen.


Vortrag über den Internationalen Frauentag und Erzählcafé zur weiblichen Arbeitswelt auf der Zeche


Der Geschichte des Internationalen Frauentages widmete sich die Gleichstellungsbeauftrage der Stadt Dinslaken Karin Budahn-Diallo mit einem kurzweiligen Vortrag über die Wurzeln dieses Tages und seinen Bezug zur gegenwärtigen Situation. Gästeführerin Anja Sommer lud in ein Erzählcafé zum Thema „Die Arbeit der Frauen auf der Zeche Lohberg und in der Bergarbeiterkolonie“ ein. Parallel lief die Fotoausstellung „Frauen auf der Zeche Lohberg“. Bei Kaffee und Kuchen sahen sich Zeitzeugen und Interessierte alte Bilder aus dem Fundus von Erwin Overbeck und Dr. Inge Litschke an und tauschten sich aus. „Das ist sehr gut angekommen“, freut sich Anja Sommer. „Marianne Lauhof als Vertreterin des Frauengeschichtskreises, Frau Dr. Litschke und ich haben viele anregende Gespräche gefūhrt und hatten einen wunderbaren Nachmittag voller Geschichten, zum Beispiel rund um die Lohberger Nähstube oder die erste Seilfahrt der einzigen Ärztin auf Lohberg. Für die eine oder andere Besucherin ergab sich ein schönes Wiedersehen. Erika Langner, die 33 Jahre auf der Zeche vornehmlich im Gesundheitshaus gearbeitet hat, konnte viele Personen auf den Fotos mit Namen benennen und hatte eigene Bilder und jede Menge Wissen und Geschichten im Gepäck.“


„Aktion-Vision“ nannten Sabine Hulvershorn und Britta L.QL ihre „Work in Process“-Kunstaktion. Die Gäste konnten selbst Ausschnitte aus Magazinen mit Frauen-Motiven auf eine große weiße Fläche kleben und zu Pinsel und Farbe greifen, um ein fantasievolles Gesamtkunstwerk zum Thema Frauentag zu kreieren.


Performance mit Masken, Klangteppich und Besuch von Daisy, Klara, Minnie


Judith-Anna Schmidt und ihre Freundinnen belebten das open house zur Freude der Gäste mit der Performance „Zwischen Gang und Brache mit Antje, Claudia, Dorothea und Judith“. Sie liefen mit ausdrucksvollen selbst angefertigten Gesichtsmasken und passender Kostümierung durch das Haus: ein schmollendes trauriges Mädchen, ihr fröhlicher Gegenpart mit Stupsnase und Blondzöpfen, eine zickig-schicke Geschäftsfrau und eine geheimnisvolle bunte Dame. „Für die Performance waren der Rahmen und die Stimmung sehr anregend. Nachmittags kamen noch viele Gäste, auch einige Familien mit Kindern, wodurch eine frische, verspielte Stimmung entstanden ist“, erzählt Judith-Anna Schmidt. „Ich habe - auch noch am nächsten Tag - positive, inspirierende, ermutigende Resonanz bekommen.“

Als einziger Mann nahm Upcycling-Künstler Thomas Zigahn am open house teil, stellte aber prominente Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts in den Mittelpunkt: „Frauen im Schatten ihrer Männer – Daisy, Klara und Minnie“ zeigte der Inhaber von „Tanz auf den Ruinen“ in Form von gerahmten Auszügen aus beliebten Comics. In Sachen Gleichberechtigung besteht da noch Nachholbedarf, denn die Helden sind Männer wie Asterix, Obelix und Donald Duck. Der Anteil von Künstlerinnen und Künstlern im KQL ist übrigens ganz anders als im Kunstbetrieb allgemein: Dort überwiegen immer noch bei weitem die Männer.


Samirah Al-Amrie lud zum Ausklang des open houses zum Singen eines Klangteppichs ein. Etwa 20 BesucherInnen zwischen sechs und 80 Jahren webten ihr Stimmen mit Tönen improvisierend ineinander und hatten viel Spaß an den Klängen, die sie miteinander erzeugten.


Markus Buchholz und Barbara Kruse von Hecho-a-Mano konnten ihren selbst geschmiedeten Schmuck nicht im Showroom zeigen, da sie als Gewerbetreibende das am Sonntag nicht dürfen. Sie beteiligten sich dennoch und boten im Foyercafé des Gesundheitshauses Kaffee, Tee und von den Kreativen gebackenen leckeren Kuchen an.

Positives Fazit: gut gelauntes Publikum und inspirierende Gespräche

Die beteiligten KünstlerInnen ziehen ein positives Fazit des Tages:„ Für uns war es eine gelungene Veranstaltung mit vielen netten Leuten und interessanten Gesprächen“, meinen Walburga Schild-Griesbeck und Peter Griesbeck. Doris Kook resümiert: „Wir hatten ein sehr gemischtes und gut gelauntes Publikum, welches das Café und die Möglichkeit draußen zu verweilen angenommen hat. Ich bin mit der Resonanz sehr zufrieden.“ Spenden der Besucher kommen den von ihr vorgestellten Frauenprojekten zugute. Ulrike Int-Veen ergänzt: „In den vielen Gesprächen, die ich geführt habe, gab es nur positive Resonanz. Für mich war es ein sehr gutes und erfolgreiches open house, das viel Spaß gemacht hat.“


Britta L.QL formuliert das Fazit auf ihre Weise: „Selbstständig als KREATIVE, beruflich anerkannt oder auf dem Weg dorthin, selbstbewusst, Ideen ausprobieren, mit und ohne Familie und Freund_innen, sich frei bewegend - das alles, unsere Besucher_innen und uns zu huldigen - das alles konnten wir am Sonntag bei bestem Wetter. Wunderbar. Für tägliche Frauentage weltweit."

Text und Fotos: Gudrun Heyder

INFO
Zum nächsten Open House im KQL laden die KünstlerInnen am Sonntag, 7. Juni 2015 ein.