Serie Lohberger Porträts, Folge 4: Ludger Zech - Ruhe bewahren im Sturm
„Schule wird nicht mehr so sein wie vorher“, sagt Ludger Zech in der Corona-Krise. Er leitet die GGS Lohberg seit Oktober 2019 kommissarisch. Der 57-Jährige wurde durch Zufall Grundschullehrer und hat diese Entscheidung „nicht einen Tag bereut“.
„Wir wissen nichts“, fasst Ludger Zech am 29. April 2020 die aktuelle Situation der Grundschulen zusammen. Die Viruspandemie stellt alles auf den Kopf. „Wahrscheinlich erhalten wir am Donnerstag eine E-Mail vom Staatssekretär – inzwischen die sechzehnte -, in der steht, ob wir am Montag mit den vierten Klassen wieder mit dem Unterricht beginnen. Aber wir sind vorbereitet.“
Kinder in Ruhe ankommen lassen
Vorbereitet heißt, dass die beiden vierten Klassen der GGS Lohberg jeweils in zwei Gruppen unterteilt werden, die Pausenzeiten versetzt sind und die Kinder an Einzeltischen sitzen werden. Nach der mehrwöchigen – für Kinder ewig langen – Zwangspause wegen Corona ist Unterrichten jedoch der zweite Schritt. „Es ist ganz wichtig, dass wir die Kinder erstmal in aller Ruhe ankommen lassen, damit sie Boden unter den Füßen bekommen“, erklärt der erfahrene Schulleiter. „Alle Menschen sind durch die Corona-Krise verunsichert, und Kinder doppelt.“
„Ich fasse die Probleme an.“
Trotz der noch nie dagewesenen Situation geht es Ludger Zech „im Grunde genommen gut“. „Ich bin jemand, der die Probleme anfasst und zum Wohl aller Beteiligten handelt“, versichert er. Ludger Zech ist zwar heute um vier Uhr früh aufgewacht, weil es unglaublich viel zu erledigen gibt und ihm das alles durch den Kopf geht. Aber für Schulleiter sind Flexibilität und Spontaneität ohnehin Kernkompetenzen. Jeder Tag ist anders, denn der Chef der Schule ist Fixpunkt für das Kollegium, das Ministerium, die Bezirksregierung, die Schulaufsicht, den Schulträger und die Eltern. Für die Kinder sind ihre Klassenlehrer*innen die ersten Ansprechpartner*innen. Aber auch der Schulleiter möchte weiterhin den Kindern in Gesprächen hilfreich zur Seite stehen.
Acht Wochenstunden für Leitung der GGS Lohberg
„Die Lohberger Grundschule leite ich seit Oktober 2019 kommissarisch“, erläutert Ludger Zech. „Die Kinder waren erst reserviert, aber inzwischen haben sie Vertrauen, kommen auf mich zu und grüßen mich.“ Seit 2015 leitet der Pädagoge die Dinslakener Hagenschule. Dort hat er 20 Wochenstunden für die Leitungsaufgaben zur Verfügung, acht Stunden blieben ihm zum Unterrichten. Diese acht Stunden verwendet er nun auf die Führung der GGS Lohberg. „Das klappt, weil mich die Konrektorin der Hagenschule, das dreiköpfige Leitungsteam der GGS Lohberg und die Sekretärinnen massiv unterstützen. Und an beiden Schulen arbeiten viele weitere sehr motivierte und sehr engagierte Menschen.“ Ludger Zech vermisst jedoch das Unterrichten mit dem direkten Kontakt zu den Kindern.
Vom Krankenpfleger zum Pädagogen
Der gelernte Krankenpfleger war als 27-Jähriger in der Weiterbildung für Intensivpflege und Anästhesie, als er zufällig in der Zeitung auf die Berufsberatung des Arbeitsamtes Wesel stieß. Da er sowieso noch studieren wollte und der Berater zum Lehramt für Grundschulen riet, entschloss sich Ludger Zech spontan dazu. „Das ist genau das Richtige für mich! Das Schönste ist die Arbeit mit den Kindern. Ihre Unbeschwertheit, Energie und Lebenslust lassen die eigenen Sorgen klein werden.“
Kinder bestmöglich begleiten und fördern
Selbstverständlich gebe es auch Schattenseiten im Schulleben. „Manche Kinder aus schwierigen Verhältnissen würden wir gerne noch ganz anders unterstützen.“ Es sei Teil des Berufes, „professionell auszuhalten“, dass die Möglichkeiten dazu begrenzt sind. Sieht man sich die Webseite der GGS Lohberg an, hat man allerdings den Eindruck, dass die Schule mit ihren vielfältigen Angeboten und AGs alles daransetzt, die Lohberger Kinder bestmöglich zu begleiten und zu fördern. Ein Team aus Lehrer*innen, Sonderpädagog*innen, sozialpädagogischen Fachkräften, Sozialarbeiter*innen und Erzieher*Innen ist für die Mädchen und Jungen da.
Zentraler Baustein im Präventions- und Bildungsangebot
Die Grundschule sieht der Schulleiter als zentralen Baustein im Lohberger Präventions- und Bildungsangebot. Aber als einen von vielen, denn die GGS kooperiert eng mit den zahlreichen anderen Akteuren wie KiTas, Sportvereinen, Caritas, Diakonie und türkischen Vereinen. Die Zukunftschancen des Lohberger Nachwuchses zu erhöhen, ist ihm ein Herzensanliegen. „Ich hoffe, dass unsere Anmeldezahlen sich positiv entwickeln.“ Für die angestrebte, auf die Persönlichkeit des Kindes abgestimmte Bildung wurde der GGS Lohberg das „Gütesiegel für individuelle Förderung" verliehen.
Vorfreude auf das sanierte Schulgebäude
Ludger Zech kümmert sich zusätzlich auch um die Sanierung des denkmalgeschützten Schulgebäudes. Die Bauleitung und er sind zuversichtlich, dass die Kinder nach den Sommerferien aus dem derzeitigen Domizil, der ehemaligen Elisabethschule, in ihre alte Schule umziehen können. Auch die komplett neu gestalteten Außenanlagen (kql.de berichtete) sollen den Kindern ein Lernen ermöglichen, das sie optimal unterstützt. „Das wird toll“, freut sich der Schulleiter. Da die Hagenschule ebenfalls umgebaut wurde, kann er seine Erfahrungen gut einbringen.
Hobbys: Tennis und Singen in der Rockband
Wie viele Stunden pro Woche der 57-Jährige seinem Beruf widmet, zählt er nicht. „Ich erledige einfach die Arbeit“, erklärt er schlicht. „Meine liebe Frau kommt um 18.30 Uhr nach Hause, dann will ich auch da sein.“ Aber es bleibe ihm genug Zeit zum Regenerieren. Beim Tennisspielen und Singen in seiner Rockband – „nur eigene Sachen, wir covern nicht“ – kann er wunderbar abschalten. Sowie bei Radtouren und Urlauben mit seiner Frau, und, wenn Corona es wieder erlaubt, mit Freunden.
„Dinslaken und Lohberg liegen mir am Herzen.“
Lohberg kennt der in Hünxe-Bruckhausen aufgewachsene Pädagoge seit seiner Kindheit. "Dinslaken als meine Heimatstadt und Lohberg liegen mir am Herzen."
Mit dem Fahrrad kam Ludger Zech auf dem Weg zum Otto-Hahn-Gymnasium durch den Stadtteil, und als Handballer trat er als Bruckhausener oftmals gegen die Lohberger an. Studiert hat er in Essen, in die Ferne zog es ihn nur im Urlaub.
Ludger Zech scheint in sich zu ruhen. Weder die Verantwortung als zweifacher Schulleiter noch die Corona-Krise belasten ihn über die Maße. Sich um die Schulen zum Wohle aller Beteiligten zu kümmern und die Liebe zu den Kindern, das trägt ihn auch in schwierigen Zeiten.
Text: Gudrun Heyder
Fotos: Stadt Dinslakekn / privat (Porträt Ludger Zech)