Serie Lohberger Porträts, Folge 3 - Marie Schrör: Frauenpower in der Gemeinde
Marie Schör ist 25 Jahre jung und seit drei Jahren Gemeindeausschuss-Sprecherin der Gemeinde St. Marien. Die gebürtige Lohbergerin engagiert sich mit Leidenschaft in der Jugendarbeit und für ihren Stadtteil. Für Lohberg wünscht sich die Heilpädagogin eine „Imagesteigerung“. Sie fühlt sich hier ausgesprochen wohl.
„Mein Ziel ist, in Lohberg zu bleiben“, sagt Marie Schrör. „Mein Freund und ich haben uns bewusst entschieden, weiterhin in Lohberg zu leben, als wir in eine eigene Wohnung gezogen sind. Und hier möchten wir irgendwann eine Familie gründen.“ Wie auch Enise Cetin und Meral Karci, die in Folge 2 der kql.de-Serie porträtiert wurden, ist Marie Schrör die perfekte Werbebotschafterin für ihren Stadtteil. Hier aufgewachsen zu sein, schafft offenbar tiefe Bindungen an Lohberg. Das harmonische Zusammenleben in der Gemeinschaft möchten die jungen Frauen nicht missen. Sich dafür einzusetzen, macht ihnen großen Spaß.
„Ich bin in die Gemeinde reingeboren“
Marie Schrörs Familie gehört zur katholischen St. Vincentius Gemeinde. „Glaube ist für mich ein wichtiges Thema und mein Glaube ist sehr stark“, erzählt die 25-Jährige. „Ich bin in die Gemeinde reingeboren und immer dabeigeblieben, unter anderem als Messdienerin.“ Seit 2013 wirkt sie im Pfarreirat für ganz Dinslaken mit. „Wir repräsentieren die Kirche in der Stadt und planen Aktionen.“ Beim 100-jährigen Jubiläum der Gemeinde und an den kirchlichen Feiertagen hatte bzw. hat Marie Schrör in ihrem Ehrenamt besonders viel zu tun. Als Gemeindeausschuss-Sprecherin nimmt die junge Frau eine wichtige Funktion in der Gemeinde ein und auch in der Jugendarbeit engagiert sie sich „mit Leidenschaft“.
Vorbild für andere Frauen in der Kirche
Marie Schrör sieht sich als Vorbild für andere Frauen in der katholischen Kirche. „Ich würde unterstützen, dass Frauen Priesterin werden“, betont sie. „Sie können das genau so gut wie Männer.“ In Lohberg seien viele Frauen ehrenamtlich in der Gemeinde aktiv und würden sie damit prägen. Das leidige Thema sexueller Missbrauch, das viele Gläubige zur Abkehr von der katholischen Kirche bewegt, sei im Stadtteil bisher erfreulicherweise „gar kein Thema“. „Im Gegenteil, wir wollen zeigen, dass es auch anders geht“.
Zusammensein ist wichtig
Kritik an Lohberg stört Marie Schrör, denn sie weiß, wie hoch die Lebensqualität hier durch den Zusammenhalt ist. „Auf dem Gymnasium musste ich da viel richtigstellen.“ Mit der evangelischen Gemeinde und der DITIB-Gemeinde hat sie zwar keinen ständigen Kontakt, aber ein gutes Einvernehmen, wenn Aktionen wie kürzlich die Menschenkette gegen Rassismus geplant werden. „Wegen Corona mussten wir das leider absagen.“
Wunschberuf Heilpädagogin
Die überzeugte Lohbergerin ist die Tochter von Gilla Schrör, Vorstandsmitglied des Forums Lohberg, und hat zwei ältere Brüder. „Da einer meiner beiden Brüder eine geistige Behinderung hat, hatte ich von klein auf immer viel mit Menschen mit Behinderungen zu tun.“ Ihre „super glückliche“ Zeit im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes in einer heilpädagogischen KiTa hat Marie Schrör darin bestärkt, nach dem Abi am Otto-Hahn-Gymnasium Heilpädagogin zu werden. „Ich arbeite in einer Frühförderstelle in Oberhausen,“ berichtet sie. Wie viele Kolleg*innen, die pädagogisch tätig sind, sorgt sie sich um die Kinder aus oftmals sozial problematischen Familien, die aufgrund der Coronakrise nun für längere Zeit ständig zuhause sind.
Marie Schrörs Wünsche für Lohberg:
- Eine „Imagesteigerung“: In den Medien und bei Auswärtigen kämen die Entwicklungen im Kreativ.Quartier Lohberg und zum Beispiel im neuen Wohnviertel sehr gut an, aber das „alte“ Lohberg leide immer noch unter Vorurteilen. „Beide Teile sollten als gleichwertig betrachtet werden.“
- Die Zusammenarbeit der Vereine und Gruppierungen sollte intensiver werden.
…und ihr Wunsch für sich selbst:
„Ich fühle mich sehr wohl in Lohberg, möchte immer hierbleiben und gerne später als Familie in einem Zechenhäuschen wohnen.“ Ein bodenständiger Wunsch, dessen Erfüllung sicher auch ihre Familie, ihre Gemeinde und ihre Nachbarschaft erfreuen würde.
Text: Gudrun Heyder