18.03.2019

Genussreiche Klangvielfalt beim Abschiedskonzert

Samirah Al-Amrie hat mit ihren musikalischen Wegbegleitern in Dinslaken ihr Abschiedskonzert im Ledigenheim gegeben. Dreieinhalb Stunden lang schwelgten die Gäste in Jazz, Pop, Weltmusik und musikalischen Überraschungen.

 

„Welch‘ ein Verlust für uns alle“, beklagte Renate Seidel vom Städtepartnerschaftsverein den Wegzug der Sängerin und Gesangspädagogin aus Dinslaken. Neun Jahre lang hat Samirah Al-Amrie hier gelebt und gearbeitet. Nun ist die Künstlerin aus privaten Gründen in Deutschlands Norden nach Malente umgezogen. Der Abschied ist ihr schwergefallen, und vielen Menschen in Dinslaken ganz offensichtlich auch. Die Sängerin versprach jedoch, zu den Jubiläen der Städtepartnerschaft (2020) und der Stadt (2023) wiederzukommen.

 

Musikalische Wegbegleiter*innen auf der Bühne

 

Samirah Al-Amrie hat in Lohberg im „Turm“ des ehemaligen Sozialgebäudes ihr Studio gehabt und von dort aus zahlreiche Kontakte geknüpft, mit vielen Künstlerinnen gemeinsam gearbeitet. Auf die Bühne im voll besetzten Saal bat sie als Gäste Ron Cherian aus Köln (Klavier), Ralf Bazzanella (Sax) und Sohn Julian (Perkussion) aus Dinslaken, André Meisner aus Duisburg (Sax), Ingo Borgardts aus Dinslaken (Gitarre), Guido Bleckmann aus Duisburg (Bass und Ton) und den Schwulenchor Vielhomonie, den sie lange geleitet hat. 

 

Perfekter, seelenvoller Sound

 

Mit ihnen musizierte die anmutige, kraftvolle, ausdrucksstarke Tänzerin Ronnie Waldmann Pelach aus der Partnerstadt Arad. Al-Amries Partnerin im Duo „Maisha“ wirkte auch als Sängerin und Perkussionistin mit. 

In immer wieder wechselnden Formationen zauberten die Musiker*innen klangvolle Vielfalt. Trotz der sehr kurzen Probenzeit der aus Arad, Eckenförde und anderswo angereisten Akteurinnen erfreuten sie die Gäste mit perfektem, seelenvollen Sound. Ob es Musik aus Brasilien, Afrika oder dem Jemen war: Instrumentalisten und die warme, klare Stimme Al-Amries harmonierten wunderbar.

 

Die Sängerin, die in Berlin und Stockholm studiert hat, zeigte einmal mehr, wie sie selbst komponierte Lieder, Standards und Ausgefallenes auf ihre ganz eigene Art interpretiert: mal melancholisch und innig – wie Joni Mitchells  „River“ und das Volkslied „Kein schöner Land“ – mal verspielt wie bei der lustigen Zugabe der „Vogelhochzeit“ -, mal temperamentvoll wie bei den Stücken aus Afrika und dem Jemen.  

 

Duett mit dem Bürgermeister

 

Die bestens aufgelegten Musiker lockten das Publikum ihrerseits mit virtuosen Soli zum Zwischenapplaus. Als Überraschungsgast holte Samirah Al-Amrie einen Sänger und Gitarristen zu sich, den die Dinslakener auch als ihren Bürgermeister kennen: Dr. Michael Heidinger meisterte  „Summer Wine“ im Duett mit Samirah mit volltönend tiefer Stimme souverän - Lee Hazelwood hätte es gefallen. 

 

Gesangliche Höhepunkte mit Vielhomonie Rhein-Ruhr

 

Weitere gesangliche Höhepunkte bescherte der großartige Schwulenchor Vielhomonie Rhein-Ruhr dem Publikum. Mit klarer Intonation, schönen Stimmen und Humor gaben die sehenswerten Herren unter anderem eigenwillige Varianten des Steigerlieds und von „I feel pretty“ aus der West Side Story zu Gehör. Auch sie werden ihre langjährige Chorleiterin Samirah sehr vermissen.   

 

Projekte mit Künstlerinnen im Kreativ.Quartier Lohberg

 

Die sichtlich bewegte Künstlerin blickte auf ihren Lebensabschnitt in Dinslaken zurück und dankte ihren künstlerischen Partner*innen. Dazu zählen auch die bildenden Künstlerinnen im Kreativ.Quartier Lohberg. „Wir haben uns gesagt, wir machen etwas Spannendes aus diesem Ort“, erzählte Al-Amrie. Die gemeinsamen Auftritte bei Extraschichten und Open Houses seien „sehr bereichernd“ gewesen. 

Tief empfundenen Dank an die Künstlerin sprach neben Renate Seidel auch Thomas Termath von der Jazzinitiative Dinslaken aus: „Du hast so viel Freude gebracht mit Deiner Kunst. Du hast uns im Herzen und wir Dich.“ 

 

Bedeutung der Städtepartnerschaften

 

Ihre Zusammenarbeit mit der Jazzinitiative Dinslaken begann sehr früh. "Und so freue ich mich besonders, dass die Jazzini sich bereit erklärt hat, dieses Konzert als Zusatzkonzert zu veranstalten", meinte Al-Amrie. 

Im Hinblick auf viele künstlerische und persönliche Begegnungen in Arad und Agen hob die Sängerin die Bedeutung der Städtepartnerschaften hervor. Nun setzt die sympathische Künstlerin in der Holsteinischen Schweiz musikalische Akzente, zum Beispiel als Leiterin eines Eckernförder Frauenchores. Aber versprochen ist versprochen, und so dürfen sich Al-Amrie-Fans schon darauf freuen, dass sie im nächsten Jahr wieder in Dinslaken auf der Bühne stehen wird. 

 

Text: Gudrun Heyder

Fotos: Jazzinitiative Dinslaken