„Bei uns kann sich jeder auf der Bühne ausprobieren“
kql.de: Wie ist die Kleinkunstakademie entstanden?
Kordula Völker: Die Akademie gibt es seit 14 Jahren, den gemeinnützigen Verein seit elf Jahren. Nachdem ich früher als Hörfunkredakteurin und als Solokabarettistin gearbeitet habe, fing ich mit Theaterprojekten an, vor allem in Oberhausen. Zum Beispiel mit arbeitslosen Jugendlichen und Frauen. Damals habe ich schon in Dinslaken gewohnt und deshalb ein Büro im Ledigenheim bezogen. Dort gab es im Foyer auf der Zwischenetage Platz für 30 Stühle. Daraus ist dann der Name „Theater Halbe Treppe“ entstanden, die Kleinkunstakademie hat im Ledigenheim angefangen. 2012 hat uns Thomas Termath, Mitarbeiter der Stadt Dinslaken, gefragt, ob wir das Theater in der Lohberger Grundschule etablieren möchten. Und nun sind wir seit sieben Jahren hier an der Teerstraße.
Wie setzt sich das Team der Kleinkunstakademie zusammen?
Gründungsmitglieder sind Kabarettist Ingmar Jochem, Sänger Lenny Grüttgen und ich. Als Ehrenamtliche ist von Anfang an Marlene Ramm dabei, inzwischen als zweite Vorsitzende. Erste Vorsitzende bin ich. Mein Wunsch war, die Akademie basisdemokratisch zu führen. Aber das Team besteht aus Ehrenamtlichen, die das nicht gewohnt sind. Also leite ich das Team, mache aber keine Vorgaben, sondern sorge für eine Struktur und binde alle ein. Für meine Regiearbeit werde ich bezahlt, arbeite aber manchmal zehn bis 15 Stunden pro Woche ehrenamtlich. Der Verein hat sich 2018 neu aufgestellt, nachdem sechs Teammitglieder aufgehört hatten. Nun sind wir wieder 14 Leute, die in vier Projektgruppen aktiv sind.
Welche Aufgaben haben die vier Projektgruppen?
Mit viel Herzblut widmen sie sich den Bereichen Backstage - Künstlerbetreuung, Kasse und Getränketheke -, Bühnenbild und Kostüme, Technik sowie Marketing. Ihre Arbeit organisieren sie selbstständig. Die Ehrenamtlichen investieren ihre Freizeit, weil sie hier Gemeinschaft, Sinn und Anerkennung finden. Weitere Kunstinteressierte, die mitmachen wollen, sind herzlich willkommen.
Stammen die Ehrenamtlichen aus Lohberg?
Alle sind Dinslakener, aber keine Lohberger. Das darf sich gerne ändern, wir sind für alle offen! Der Verein nimmt immer am Frühlingsfest und am Bergparkfest teil, aber unsere Mitglieder und unser Publikum kommen aus dem gesamten Stadtgebiet Dinslaken und der Umgebung. Langsam sind auch mehr Stammgäste aus Lohberg dabei, wie zum Beispiel eine Frauengruppe aus der Kirchengemeinde Sankt Marien.
Im Theater Halbe Treppe treten vor allem Amateure auf. Wie schaffen Sie es, damit ein treues Publikum anzuziehen?
Was uns auszeichnet, sind unsere Eigenproduktionen und die authentische Atmosphäre, das mögen die Menschen. In unserem Zimmertheater sind sich Künstler*innen und Publikum nah. Hier kann sich jede*r ausprobieren und wird vom Publikum getragen. Manchmal ist die Hütte ausverkauft, manchmal nicht. In unserer Reihe „FrauKe“ treten semiprofessionelle Künstlerinnen auf. Wichtig ist, dass wir unabhängig sind. Ich hätte gerne noch mehr ungewöhnliche Projekte hier. Wir haben Platz, den wir gerne auch Anderen zur Verfügung stellen.
Frau Völker, was motiviert Sie persönlich, soviel Zeit und Energie in die Kleinkunstakademie zu stecken?
Ich bin christlich und feministisch sozialisiert. Meine Einstellung ist „Talent verpflichtet“ und mein Ding ist es, etwas aufzubauen. Ich möchte den Nachwuchs fördern und ihm Freiraum bieten. Mein Geld verdiene ich als freiberufliche Dozentin mit Körpersprachecoaching und Managementseminaren. In Lohberg ist mein künstlerisches Experimentierfeld, in dem ich mit einem sehr motivierten Team meine Ideen umsetzen kann.
INFO: Für ihr Engagement mit der Kleinkunstakademie wurde Kordula Völker im März 2018 von der NRW Kulturförderung e.V. zum „Kulturmacher 2018“ nominiert.
Interview: Gudrun Heyder