Fruehlings-OPEN HOUSE verbindet Kuenste und Kulturen
In der Residenz im Zwischenraum genossen Gäste und Künstler*innen ein vielseitiges Programm zum Schauen, Staunen und Mitmachen.
Fast eine Weltreise boten die Künstler*innen ihrem Publikum beim Open House am 22. April: Mit stimmungsvollen, virtuosen Flamencoklängen der Gitarristen Rafael Beck und Muhammad Habbal fing der Sonntag an. Das Duo Maisha faszinierte die Gäste später mit Musik und Tanz aus dem Jemen, Peru, Indien und Afrika. Bei der Bildenden Kunst ging die Reise eher nach innen: Hoch konzentriert zeichneten die Besucher*innen in einer „Live Jam Session für Klang & Bild“ zur Gitarrenimprovisation von Philipp Neumann.
Malerei und Grafik - schwarzweiß und farbig
Das Programm zwischen 12 und 17 Uhr war so vielfältig, dass hier nur kurze Einblicke möglich sind. Doris Kook und Ulrike Int-Veen stellten ihre neuen Werke aus: Kook präsentierte pastellfarbene Frauenporträts und hauchzarte Papiermachéschalen. Int-Veen zeigte schwarzweiße Monotypien, schwungvolle Akte und abstrakte Malerei in lebhaften Frühlings- und Sommerfarben.
Der Flow in der Kunst
Judith Anna Schmidt, Farina Fasse und Philipp Neumann präsentieren ihr „Labor für Klang & Bildimprovisation“. Die drei hatten vor dem Open House einige Tage lang mit Gitarre, Zeichnung und Malerei experimentiert und die entstandenen Werke im Obergeschoss ausgestellt – bunte, bewegte Farbfelder, Linien und Kreise. Zur spontanen Improvisation mit Stiften und Block luden sie auch die Besucher*innen ein. „Es geht um den Flow als das Gefühl der Klarheit im Chaos, um das engagierte und doch mühelose Tun“, erklärte Judith Anna Schmidt. „Setzt große Kunst den Flow immer voraus?“, stellte sie als Frage in den Raum.
Wassertropfen wirbeln auf Fotos
Der Oberhausener Fotograf Ralf Hallay weihte die Gäste unter dem Titel „Wassertanz“ in seine Technik des Fotografierens von farbigen Wassertropfen ein. Mit ausgeklügelter Software fängt der Künstler in seiner Hochgeschwindigkeitsfotografie das bewegte Wasser so ein, dass leuchtende, starkfarbige Bilder entstehen. Die bunten Tropfen nehmen verschiedenste Formen an, erscheinen als Fontänen, menschenähnliche Gestalten oder Ufos. Die eigenwilligen Fotos bearbeitet Hallay anschließend nicht mehr am PC. Seine Kunst vereint Finessen am Computer, Gespür für Timing und lebhafte Fantasie.
Wohlklang mit dem Duo Maisha
Pianist Ioannis Zedamanis konnte leider wegen akuten Hexenschusses nicht auftreten. Ein wunderschönes Konzert boten Musikerin Samirah Al-Amrie und Flamencotänzerin Ronnie Waldmann aus Dinslakens Partnerstadt Arad. Das neue Programm ihres Duos Maisha („Leben“ auf Suaheli) präsentierten sie zuvor erst einmal in Israel. Die Dinslakener Musikerin beeindruckte mit ihrer ebenso klaren wie warmen, wandelbaren Stimme.
Ronnie Waldmann zeigte ausdrucksstarke und temperamentvolle Tanzkunst: Flamenco, indischen und nahöstlichen Tanz. Ihre Partnerin begleitete Tanz und Gesang einfühlsam auf Handpan und Schlitztrommel. Die beiden Künstlerinnen mit je einem jemenitischen Elternteil harmonieren perfekt im Klang ihrer Stimmen, ihrer äußeren Erscheinung und ihrer Musikalität, die Einflüsse aus aller Welt zu mitreißendem Wohlklang vereint.
Flamencotanz im Baumarkt
Als Bühnenboden für den Flamencotanz diente eine im Dinslakener Baumarkt erstandene Buchenholztischplatte. Vor dem staunenden Personal hatte Ronnie Waldmann diverse Holzplatten tanzend getestet. Auch so sucht sich die Kunst ein neues Publikum!
Gemeinsames Erleben und Genießen
Samirah Al-Amrie beschloss das Open House mit gemeinsamem Mantra-Gesang. Weitere Programmpunkte waren eine Filmdoku zu „Kunst Leben“ und Carla Gottweins Dokumentarfilm „Beatrix und Nobert. Milchbauern am Niederrhein“. Obendrein labten sich die Gäste an leckerem Kuchen und Getränken. Gemeinsames Erleben und Genießen prägten diesen Sonntag in der Residenz im Zwischenraum. Besonders schön war, dass sich auch Passanten anlocken ließen und sich unters Publikum mischten.
Von Zwischen- und Dauerresidenzen
Die geräumigen, Licht durchfluteten Ateliers in der Ritterstraße eignen sich ideal zum Arbeiten und Ausstellen, darin sind sich die Künstler*innen einig. Dennoch möchten sie sehr gerne wieder „Dauerresidenz“ auf dem Zechengelände nehmen, wenn dort neue Ateliers entstanden sein werden.
Text und Fotos: Gudrun Heyder