29.01.2016

Hochschule für Lohberg

Pläne für eine Akademie mit dualem Studienangebot stoßen auf breite Zustimmung in Verwaltung, Politik und Unternehmen. Der Start mit 40 bis 60 Studierenden könnte am 1. Oktober 2017 sein.


Uni statt Zeche – eine neue Perspektive für Lohberg? Im Oktober 2017 könnten die ersten Studierenden auf dem ehemaligen Zechengelände ein- und ausgehen. Daniel Lorberg, Koordinator der „Initiative Hochschulstadt Dinslaken“, hält das für realisierbar. Stadtverwaltung, SPD und CDU sowie regionale Unternehmer unterstützen die Pläne, einen Förderverein gibt es ebenfalls bereits. Die zukünftige Hochschule soll „Friedrich Althoff Akademie der nachhaltigen Wissenschaften“ heißen.


Wer nun eine typische Ruhrgebiets-Massen-Uni vor Augen hat, in die täglich Tausende von Studierenden strömen, liegt falsch. Klein, aber fein soll die Dinslakener Hochschule sein – angedacht sind für den Start zwei Studiengänge für jeweils 20 bis 30 junge Leute: 1. Nachhaltiges Immobilien-, Energie- und Quartiersmanagement (Bachelor of Science), was bestens zum Standort Kreativ.Quartier Lohberg passt. 2. Nachhaltiges Dienstleistungsmanagement und Design (Bachelor of Arts) – ebenfalls ein zukunftsträchtiges Fach. Masterstudiengänge sollen folgen. Das Studium soll dual, also parallel zu einer Berufsausbildung beziehungsweise berufsbegleitend verlaufen. Auch mit diesem Konzept dürfte Lorberg bei Unternehmern und Schulabsolventen gleichermaßen punkten, denn die enge Verzahnung von theoretischer Lehre und praktischer Anwendung ist auf dem sich ständig wandelnden Arbeitsmarkt stark gefragt.


Lehre bedarfsgerecht vor Ort konzipieren


Das Bildungsinstitut soll jedoch nicht eigenständig sein, sondern im Franchise-System an einer bestehenden Hochschule andocken, die formal auch die Verantwortung trägt. Die Inhalte der Lehre jedoch soll bedarfsgerecht vor Ort konzipiert werden, in Abstimmung mit Unternehmen. Zusagen für eine Kooperation sollen schon vorliegen.
Für Dinslaken und den Stadtteil Lohberg wäre die Hochschule ein Gewinn: Hier akademische Bildung zu etablieren, würde die kommunale Bildungslandschaft erweitern und zusätzliche Aufbruchsstimmung befördern. Für die örtliche und regionale Wirtschaft wäre die Gründung der Akademie ein wichtiges Signal. Sie könnte Arbeitskräfte ausbilden, die optimal für die regionalen Bedingungen qualifiziert sind und bereits während des Studiums in den hier ansässigen Firmen arbeiten. Man darf gespannt auf die nächsten Schritte sein.


In der Tradition Friedrich Althoffs


Dinslakens Bürgermeister Dr. Michael Heidinger begrüßt die „Initiative Hochschulstadt Dinslaken“ ausdrücklich: „Damit erhält die Region eine realistische Perspektive für eine ortsnahe akademische Bildung. Die
Friedrich Althoff Akademie der nachhaltigen Wissenschaften verbindet Ausbildung, Lehre und Forschung auf dem Kreativ.Quartier Lohberg, einem Standort, der wie kein zweiter für den Wechsel vom fossilen zum nachhaltigen Energiezeitalter steht. Sie stellt sich in die Tradition Friedrich Althoffs, des Begründers des modernen Wissenschaftssystems in Deutschland. Er wollte den Zugang möglichst Vieler zu einer Wissenschaft,
die sich dem Nutzen der Allgemeinheit verpflichtet fühlt. Beides wird die künftige Hochschule in Althoffs Geburtsstadt einlösen.“

 

Belebung und Stärkung von Lohberg


KQL-Projektleiter Bernd Lohse, RAG MI, stellt vielfältige positive Effekte der Akademiegründung in Aussicht: „Die Gründung wird zur Belebung und Stärkung von Lohberg und schließlich der ganzen Stadt führen. Lohberg wird sich wandeln und durch die Studenten ein neues Image bekommen. Das KQL gewinnt an Standortattraktivität. Die Einflüsse werden in Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft deutlich spürbar werden, angefangen von Nachfragen nach Wohnraum und Ausgaben für Konsum über aktive Kooperationen mit der Gesellschaft und Wirtschaft bis hin zur Gründung von Start-Up-Unternehmen. Das KQL bietet zukünftig ganzheitliche Bildungsperspektiven für Kinder bis hin zu jungen Erwachsenen und steht damit in guter Tradition des ehemaligen Bergwerks als regionaler Ausbilder.“

 

Gudrun Heyder


Zu Person: Daniel Lorberg wurde in Voerde geboren und arbeitet als Bildungsmanager, Wissenschaftler und Autor. Er lehrt an verschiedenen Hochschulen, u.a. in Wuppertal, Ökonomie und Politikwissenschaft.