Gigantische Kulisse für brillantes Theater
Applaus für Accattone: In „crescendo. Das Magazin für klassische Musik & Lebensart“ liegt Johan Simons‘ Inszenierung für die Ruhrtriennale in der ehemaligen Kohlenmischhalle gleich zweimal ganz vorne in einer Kritikerumfrage.
Nach ihrem persönlichen Highlight der letzten Kultursaison befragt, entscheiden sich Volker Hagedorn von der renommierten Wochenzeitung „Die Zeit“ und Frieder Reininghaus von der „Österreichischen Musikzeitung“ für die Adaption des Triennale-Intendanten von Pier Paolo Pasolinis bekanntem Film.
Insgesamt äußerten sich 14 KritikerInnen aus Deutschland und Österreich in der crescendo-Ausgabe 06/2015. Sie preisen unter anderem Aufführungen der Salzburger Festspiele, in München, Wien, Brüssel und in Londons Covent Garden. Da befindet sich Dinslaken-Lohberg als international (noch) eher unbekannter Kulturstandort in feinster Gesellschaft.
Hagedorn schreibt: „Ausgerechnet in einer seit Jahren leerstehenden Kohlenhalle in Dinslaken erlebte ich meine musikalische Sternstunde des bisherigen Jahres. (…) Die Produktion zeigt die existentielle Situation eines Menschen, der ganz unten ist, und hat eine unglaubliche horizonterweiternde Kraft. (…) Die Frage, was man mit Musik und Theater noch alles machen kann – Simons hat eine rundum überzeugende Antwort darauf gegeben.“
„So groß wie zwei Fußballfelder: Als immenser Schlund öffnet sich die Kohlenmischhalle der Zeche Lohberg in Dinslaken den Zuschauern, die sich durch ein halb demoliertes Industrie-Areal heranschlängeln“, beschreibt Reininghaus den Schauplatz und fährt fort: „Grober Schotter auch in der Halle - und ein Gleis, das ins Nichts führt. Johan Simons reaktiviert den auratischen Raum für seine Adaption von Pier Paolo Pasolins Accatone. (…) Die im besten Sinne merkwürdige Kreation war nicht nur intellektuelles Vergnügen, sondern berührte auch tief emotional.“
Der Stadtteil Lohberg erscheint hier überregional unter dem Gesichtspunkt, dass er mit dem wieder belebten Zechengelände etwas Einmaliges zu bieten hat, das die Reise lohnt. Als Standort für kulturelle Großereignisse hat das KQL seine Premiere glänzend bestanden. Nicht nur Vertreter namhafter Medien fanden den Weg in das aufstrebende Kreativ.Quartier, sondern auch zahlreiche Besucher von nah und fern.
Text: Gudrun Heyder
Fotos: Julian Röder, Christian Vogler