19.05.2013

Bunter Kültürtag mit Moorlaugenmalerei, Stäbchenweben und Legokunst

Am Tag der Kulturellen Vielfalt verwandelten Künstler, Kreative und Anwohner die leerstehende Johannesschule in ein Mitmach-Atelier für Kunst, Musik,Tanz und Aktionen.

 

Auf dem ehemaligen Lohberger Zechengelände wird der nutzbare Raum durch die Großbaustelle knapp. Was liegt da näher, als leere Räume mit Zwischennutzungen zu beleben? Am Pfingstsonntag 2013 diente die ehemalige Grundschule dem Kreativ.Quartier Lohberg als Ausstellungs- und Aktionshaus. Passend zum Ort des Geschehens hieß das Motto „kulturelle Bildung“. Verschiedene Künstler und Künstlergurppen stellten gemeinsam mit Bewohnern des Viertels ein originelles Programm für alle Generationen zusammen. Auch die Flure und der Pausenhof wurden einbezogen.

 

Künstler aus dem Kreativ.Quartier.Lohberg, der Künstlerwerkstatt Am Scholtenhof und Gäste unter anderem aus Wolfsburg, Oldenburg und Ratingen luden die Besucher ein, sich künstlerisch zu betätigen. Im Treppenhaus zeichneten die Studentinnen der Kunstwissenschaft Melanie Prost aus Wolfsburg und Grit Röver aus Oldenburg die Konturen der Schatten nach, die die Ausstellungsbesucher auf die Wand warfen. Im Laufe des Tages verewigten sie die flüchtigen Bewegungen in einem Kunstwerk: Ein festgehaltener Zwischenzustand. Eigene Spuren in der ehemaligen Schule hinterlassen konnten Kinder und Erwachsene außerdem auf selbst gestalteten Holzplatten und einer Flurtafel, die Moschee-, Kirch- und Förderturm vereinte, angeleitet von Martina Mühlen.


Druck- und Falttechniken zum Ausprobieren für alle


Ralf Buchholz präsentierte Fotos seiner „Lego Street Art-Inszenierungen“: So scheint sich etwa ein Schwall blauer Legosteine aus einem Wasserhahn zu ergießen. Cut-Collagen entstehen, wenn er Magazine und Zeitungen zerreißt: Der Ratinger stellt aus thematisch verwandten Fotos mit passenden Sprüchen Collagen auf Leinwand her. Ute Augustin Kaiser, ebenfalls aus Ratingen, sammelt Strukturen: Mikroskopische Aufnahmen regen sie zu ihren Keramikplastiken und Kreidezeichnungen an. Sie lud die Besucher dazu ein, mit Drucktechniken zu experimentieren. Ein ungewöhnliches Material nutzt Anna Nwaada Weber: Außer mit Aquarellfarbe und Bleistift arbeitet sie auch mit Moorlauge, aus der normalerweise Moorbäder angerührt werden. In ihrem Workshop ließen sich Falttechniken ausprobieren.


Auch die Künstlerwerkstatt am Scholtenhof lud zu Mitmach-Aktionen ein und stellte eigene Werke aus: Aquarelle und Pastellmalerei von Ulla Feldmann, Acrylmalerei von Gilla Lämmerzahl-Engasser und Ruth Bojarra, Buchbindearbeiten von Gabriele Scholz, Filzkunst von Claudia Aschendorf und "Frauen auf Draht?" von Ruth Bojarra. Walburga Schild-Griesbeck, im Kreativ.Quartier Lohberg aktive Künstlerin, war mit einen Teewagen voller Kunst in den Fluren unterwegs und kam mit den Besuchern ins Gespräch. So spann sie den „roten Faden“ zwischen den Künstlern, ihren Werken und dem Publikum.


Texte zum Sommergefühl und afrikanischer Trommelsound


Eine spezielle Technik verwendet Sozialpädagoge Wolfgang Bock für seine Bilder: Er webt sie mit Stäbchen aus Garn wie einst die Gebrüder Gobelin. Wer wollte, konnte selbst ausprobieren, wie auf diese Weise geometrische Muster oder gar Landschaften entstehen. Ob da Erinnerungen an den früheren Handarbeitsunterricht in der Schule aufkamen? Wobei damals wohl eher das Sockenstricken im Vordergrund stand. Wer sich lieber in Worten ausdrücken wollte als in Bildern, konnte bei Autorin und Lyrikerin Ingrid Hassmann aus Voerde eigene kleine Texte und Gedichte zu Thema Sommergefühl verfassen.


Den stimmungsvollen Sound für diesen prall gefüllten Tag steuerten Claudia Paswark und ihre Workshop-Teilnehmer auf afrikanischen Trommeln bei. Für gastronomische Genüsse sorgte die SOS-Gruppe, ein Zusammenschluss der Lohberger Jugend, die auch ihren Gruppenraum in der ehemaligen Johannesschule hat. Das "Pausenbrot" schmeckte den Besuchern auf dem ehemaligen Schulhof, auf dem wie früher die Kinder spielten. Für all den Einsatz bekam die SOS-Gruppe die Auszeichnung "coole Socke" vom Atelier freiart feierlich überreicht: "Solch Engagement muss belohnt werden!" betont Preisverleiherin Walburga Schild-Griesbeck.


Kreative Zwischennutzungen bringen Kunst und Menschen zusammen

 

Svenja Noltemeyer, Standortmanagerin des Kreativ.Quartiers, hat mit ihrem „Büro für Möglichkeitsräume“ den Kültürtag organisiert. „Wir wollen den Kreativschaffenden weiterhin regelmäßig Räume für ihre Ideen bereitstellen und die Öffentlichkeitsarbeit für ihre Aktionen koordinieren. Eine bunte Gruppe verschiedener Künstler hat sich anlässlich des bundesweiten Tages der Kulturellen Vielfalt in Eigeninitiative zusammen gefunden und das Konzept erstellt“, erklärte die Raumplanerin.

 

Parallel zu all der „Kültür“ konnten sich die Teilnehmer bei Führungen über das Zechengelände über den Wandlungsprozess der ehemaligen Zeche in ein Kreativ.Quartier informieren. „Auch Eigentümer leerer Ladenlokale waren dabei, mit denen ich vernetzt bin, um ihre Räume ebenfalls an temporäre oder permanente raumnutzende Kreativunternehmen vermitteln zu können“, erläutert die Standortmanagerin. Man darf also gespannt auf weitere einfallsreiche Zwischennutzungen sein, bei denen sich Kunst und Menschen auf so vielfältige Weise begegnen.

 

Poster

 

Programm

 

Text: Gudrun Heyder

Bild: Cathrin Höhn