13.08.2014

PORTRÄT-SERIE MIT NEUEN FOLGEN: UNTERNEHMEN IM KREATIV.QUARTIER LOHBERG

In einer Serie stellen wir seit Mai 2014 die Kreativen vor, die in den Räumlichkeiten des KQL arbeiten: Künstler, Fotografen, Werbedesigner, Produktgestalter, Filmschaffende und viele andere Menschen mit innovativen Ideen und Projekten, die in der Kreativwirtschaft unterwegs sind. Monatlich erscheint eine neue Folge.
 

Im Juni haben wir die Bildende Künstlerin Walburga Schild-Griesbeck und ihr Atelier „freiart“ porträtiert, im Juli „Hecho-a-Mano“: Markus Buchholz schmiedet Trauringe aus Damaszenerstahl.
 

 

Serie Teil 2

 

„Ich kann am liebsten Farbe…“

 

Walburga Schild-Griesbeck war 2009 die erste Künstlerin im Kreativ.Quartier Lohberg. Farbraummalerei und soziale Kunstaktionen sind ihre Leidenschaft, ihr Lebensmotto heißt „dennoch“.


Bei einem Porträt über die 60-jährige Künstlerin lässt sich aus dem Vollen schöpfen: Ihr Tatendrang, ihre Ideen und Projekte sind ebenso beeindruckend wie ihre farbstarken, ausdrucksvollen Gemälde. „Ich bin bodenständig“, sagt die vielfach engagierte Frau mit „bayerischem Migrationshintergrund“ über sich. In der Tat verkörpert Walburga Schild-Griesbeck das Gegenteil vom Künstler im Elfenbeinturm, der abgeschirmt vom alltäglichen Treiben zum Pinsel greift, wenn ihn die Muse küsst.


Als vor fünf Jahren erstmals Künstler gesucht wurden, die Räume im Kreativ.Quartier beziehen, sah sich Schild-Griesbeck ohnehin gerade nach einem neuen Schaffensort um. 2004 hatte sie nach einem weiteren Atelierstudium in Voerde ihr Atelier „freiart“ eingerichtet. Ihre Hauptbedingung für das Domizil: keine Mäuse. Sie lagert jede Menge Bilder in ihrer Werkstatt, und Nagetiere müssen draußen bleiben. „Mir war sehr schnell klar, dass ich hier hin will. Als Künstlerin hat mich die Vision vom Kreativ.Quartier gepackt. Mein persönliches Interesse ist, in diesen besonderen Räumen zu arbeiten: Sie atmen etwas vom Energie-Schaffen auf der Zeche. Mich interessiert, wie Wandel geschieht, von der Historie zur Gegenwart, und was beides verbindet.“


Innerhalb von sechs Wochen machte sie aus einem Büro im ehemaligen Betriebsratsgebäude ein Atelier. Mit tatkräftiger Unterstützung ihres Mannes Peter Griesbeck räumte sie Aktenstapel weg, strich die Wände weiß und eröffnete ihre erste Ausstellung. „Wir haben dann sehr schnell in das jetzige Atelier im ehemaligen Sozialgebäude gewechselt und uns hier fest eingemietet.“ Die fünf Jahre im Kreativ.Quartier kommen ihr im Rückblick wie ein „wilder Fluss“ vor. Nicht nur in Dinslaken, Düsseldorf und Köln ist Schild-Griesbeck künstlerisch aktiv und in Galerien vertreten, sondern auch in den Niederlanden, Dublin und Tokio hat sie ihre Werke gezeigt.


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Serie Teil 3


Paare schmieden ihre stählernen Trauringe selbst


Markus Buchholz und Barbara Kruse leiten Laien aus ganz Deutschland in individuellen Kursen an. Der Erfolg ihres kleinen Unternehmens Hecho-a-Mano – das heißt „handwerkliche Fertigung“ auf Spanisch – beruht auf einzigartigen Schmuckstücken, aufwendigem Handwerk, Experimentierfreudigkeit, umfassendem Kundenservice und 70 Stunden-Wochen.


Selbst geschmiedete Eheringe aus Damaszenerstahl hat nicht jedes Paar. Unter Anleitung von Markus Buchholz und Barbara Kruse können Paare, die sich trauen, ihre individuellen Ringe ganz nach Geschmack in einem eintägigen Kurs anfertigen, sie den Herrenring und er den Damenring. „Bisher haben das alle Paare gut geschafft“, erzählen der Schmied und die Kauffrau, die gemeinsam Hecho-a-Mano bilden. „Diese Kurse gibt es deutschlandweit nur bei uns“, erklärt Markus Buchholz, und so kommen die Kunden auch aus dem gesamten Bundesgebiet, viele aus Süddeutschland. Um auch symbolisch an ihrem Eheglück zu schmieden, ist den Heiratswilligen kein Weg zu weit.


Schon die Schwerter der Kelten waren aus Damaszenerstahl.


Damaszenerstahl ist ein extrem haltbares Material, aus dem schon die Kelten ihre Schwerter schmiedeten. „Sie haben die weichen Bronzeschwerter der Römer einfach durchgeschlagen“, weiß Handwerker Buchholz, der die ersten 20 Jahre seines Berufslebens als Software-Entwickler und Systemadministrator verbracht hat. Immer nur mit dem Kopf zu arbeiten, das machte den Oberhausener auf Dauer nicht glücklich. Er begann, zum Ausgleich Jagdmesser aus gefaltetem Damaszenerstahl zu schmieden. Wer sowas braucht? „Die meisten Kunden kamen aus der Frankfurter Bankerszene. Die brachten mir Geweihknochen, an denen noch Fell hing, für die Griffe. Ich musste erst mal ein Verfahren entwickeln, um die Knochen für diesen Zweck vorzubereiten“, blickt Buchholz schmunzelnd zurück. Irgendwann wünschte ein Jägersmann eine Stahlbrosche für seine Frau, und Markus Buchholz‘ Erfolgsgeschichte als Kunsthandwerker begann mit diesem ersten Schmuckstück.


Der 45-Jährige strahlt eine gelassene Ruhe aus. Ihm liegt es, Kniffeliges so lange auszuprobieren, bis es endlich klappt. Bis er sich selbst beigebracht hatte, Ringe mit filigransten Mustern zu schmieden, musste er „viel Lehrgeld bezahlen und jede Menge Entwicklungsarbeit leisten“. Sein Job in der Computerbranche ermöglichte ihm das. Seit 2010 ist das Schmieden nach uraltem Verfahren sein Hauptberuf. Aus 20 feinen Schichten zweier Stahlsorten fertigt er zunächst in Sandwich-Technik 50 cm lange Barren an, das Rohmaterial für die Ringe. In einem Ätzbad mit Säure reagiert eine der beiden Stahlsorten mit Bildung einer schwarzen Oxydschicht, die andere bleibt silberfarben. Daraus ergeben sich später feinste Muster, die je nach Bearbeitung sehr verschieden aussehen können. Pro Ring braucht Buchholz ein bis zwei Tage.

 

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