21.10.2015

„Energiewende von unten“: Das innovative Energiekonzept „CO2-neutrales Stadtquartier Dinslaken-Lohberg" wird auf Quartiersebene konkretisiert

Altbauten in Lohberg

Für die Entwicklung Lohbergs wurde das ehrgeizige Ziel eines CO2-neutralen Stadtteils ausgerufen. Bei einer konsequenten Sanierung der Altbauten ist es möglich, das KQL und den Stadtteil zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen zu versorgen. Ein wichtiger Schritt zur Umsetzung dieses Ziel wird nun eingeleitet.

 

Die „InnovationCity Ruhr“ ist ein wegweisendes Projekt für den klimagerechten Stadtumbau im Revier, veranlasst vom Initiativkreis Ruhr: Industriell geprägte Stadtquartiere sollen umfassend energetisch saniert werden, die CO2-Emissionen sollen um 50 Prozent sinken, die Lebensqualität steigen. Aus der Arbeit in der Modellstadt Bottrop hat sich die Innovation City Management GmbH entwickelt. Im Rahmen einer Ausschreibung hat sie den Zuschlag für die Konkretisierung des innovativen Energiekonzeptes „CO2-neutrales Stadtquartier Dinslaken-Lohberg" auf Quartiersebene für den Stadtteil Lohberg erhalten hat. Um dieses Konzept zu erstellen, stehen Fördermittel der KfW zur Verfügung (siehe INFO). Damit lässt sich dem ehrgeizigen Ziel in Lohberg ein gutes Stück näher kommen. Die Stadt steuert vom Kämmerer bewilligte Eigenmittel bei. Der Bauausschuss hat in seiner Sitzung am 20.10.2015 beschlossen, den Auftrag an Innovation City zu erteilen.

 

Ein bereits bestehendes Konzept zur Entwicklung eines CO2-neutralen Quartiers Lohberg bildet die Grundlage für die weitere energetische Erneuerung. Es enthält zwar sehr detaillierte Aussagen zur Umnutzung der Bestandsgebäude und der Neubauten auf dem ehemaligen Zechengelände, zeigt jedoch nur energetische Bedarfe für die historische Gartenstadt und die Bauten aus den 1950-er und -60er Jahren auf.

 

Energetische Steckbriefe für die Gebäudetypen in der Gartenstadt

 

„Die Management GmbH der InnovationCity Ruhr in Bottrop erstellt nun ein erweitertes Konzept. Wesentlicher Bestandteil ist es, energetische Steckbriefe für die verschiedenen Gebäudetypen in der Gartenstadt zu erstellen“, erklärt Alexander Selbach, Stadtplaner in der Stabsstelle Stadtentwicklung. „Außerdem wird eine Strategie dazu entwickelt, wie man mit den Eigentümern umgeht und wie die Zusammenarbeit mit der Vivawest GmbH laufen soll.“ Im Idealfall könne Lohberg, führt Selbach aus, langfristig zum Vorbild für ganz Dinslaken in Sachen Ressourcen schonende Energieversorgung werden. „Um unsere Pläne verwirklichen zu können, reicht es aber nicht aus, das neu entstehende Wohnquartier in Lohberg energetisch optimal einzurichten, sondern wir müssen uns auch um den Gebäudebestand kümmern.“ Und da gibt es viel zu tun, denn weder bei der Errichtung der Gartenstadt noch beim Hausbau in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war Energiesparen ein Thema.

 

Die energetische Analyse soll anhand verschiedener Haustypen wie Ein- und Mehrfamilienhäusern erfolgen, die zunächst ausgewählt und analysiert werden. Daraufhin wird ein Konzept erarbeitet: Wie können die Denkmal geschützten Gebäude sowie die Häuser aus den 50-er / 60-er Jahren energetisch so saniert werden, dass die Potenziale des ehemaligen Zechengeländes bestmöglich genutzt werden können – unter anderem Grubengas, Grubenwasser, Windkraft, Sonnenenergie und Biomasse (siehe Grafik).

 

„Wichtig ist, dass wir die Bewohner einbeziehen“, erläutert Alexander Selbach. Wie das genau geschehen soll, wird ebenfalls Teil des neuen Konzepts sein. Für Hauseigentümer kann auf Basis dieses Konzeptes transparent dargestellt werden, welche Sanierungsmaßnahmen für sie möglich sind, welche Kosten entstehen, welchen Nutzen die Maßnahmen haben und welche Fördermittel dafür zur Verfügung stehen. Dieser erste Schritt der Umsetzung ist ein wichtiger Bestandteil des Auftrages an die Innovation City Management GmbH.


Um sich auszutauschen, wird auch das bewährte Format „Debattenort“ mit Experten und Bürgern wieder aufgelegt. Und es soll einen „Projekttisch“ geben, der alle vier bis sechs Wochen tagt, um gemeinsam Ergebnisse zu beraten und offene Fragen zu diskutieren. Daran werden städtische Vertreter aus unterschiedlichen Fachdiensten,
die Stadtwerke Dinslaken, die Vivawest, die RAG Montan Immobilien GmbH und die Dienstleister des Projektes teilnehmen.

 

Die Zeitschiene: Die Erstellung des integrierten Energiekonzepts wird voraussichtlich ein Jahr dauern und soll etwa im Dezember 2016 abgeschlossen sein.


Die Stadt sieht in dem Konzept die Möglichkeit, die Bewohner der Zechensiedlung in die Umsetzung des Energiekonzeptes zu integrieren und so eine „Energiewende von unten“ zu realisieren. In Kooperation mit der InnovationCity Ruhr könnte der Standort Lohberg nach dem in Bottrop erfolgreich entwickelten InnovationCity-Konzept entwickelt werden. So würde InnovationCity Dinslaken-Lohberg neben Bottrop und dem Essener Eltingviertel die dritte InnovationCity im Ruhrgebiet. „Für den Stadtteil würde das eine enorme Aufwertung bedeuten“, betont Stadtplaner Selbach. „Deshalb arbeiten alle Beteiligten mit vereinten Kräften daran, dass es gelingt.“

 


INFO

 

Energetische Stadtsanierung Lohberg
Die Stadt Dinslaken unterstützt die Intention des Förderprogramms zur energetischen Stadtsanierung in hohem Maße: Eine Förderung im Sinne der KfW-Ausschreibung zum Programm energetische Stadtsanierung (432) für den Bereich der Gartenstadt Lohberg inklusive der Bauten aus den 1950-er und -60er Jahren wurde bewilligt.


Zusammen mit dem Eigentümer der Fläche, der RAG Montan Immobilien GmbH, der Stadt und den Stadtwerken wurde ein Nachnutzungskonzept für das Kreativ.Quartier Lohberg entwickelt, dessen Kernstück ein Energiekonzept ist. Ziel ist es, die Versorgung des Gebiets mit Strom und Wärme zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen zu gewährleisten. Die Nachnutzung der Zeche Lohberg wird als Musterbeispiel im Rahmen des Transformationsprozesses von einer fossilen und zu einer regenerativen Energiewirtschaft entwickelt.


In Verbindung mit der Wiederverwendung ehemaliger Zechengebäude sollen das neue Gewerbegebiet und das neue Wohnquartier zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien versorgt werden. Bedingung ist die hohe Energieeffizienz der Neubauten sowie der sanierten Denkmäler. Perspektivisch soll das Kreativ.Quartier Lohberg auch den angrenzenden Stadtteil Lohberg regenerativ mitversorgen können.

 

 

Text: Gudrun Heyder

Grafik: RAG Montan Immbilien GmbH 2013

Bild: Stadt Dinslaken